Schneetunnel (snow tunnel, tunnel de neige) sind Höhlen, die sich unter dem Schnee bilden als röhrenförmige Gänge am Kontakt zwischen Schnee und seinem Untergrund. Typischerweise entstehen sie bei der Schneeschmelze, indem das Schmelzwasser durch den Schnee sickert und sich unter dem Schnee in kleinen Gerinnen zu einem Bach sammelt, so, wie sich auch das Regenwasser sammeln würde. Durch seine Bewegung lässt der Bach den Schnee schmelzen und bildet einen Tunnel unter dem Schnee. Sobald Luft in den Tunnel gelangt, trägt auch der Luftzug zum Schmelzen bei. Daher ist das Schneegewölbe mit Facetten bedeckt, die vom Luftzug gebildet werden. An ihren Kanten, die nach unten weisen, sammeln sich Erde und andere Verunreinigungen, so dass sie oft dunkler als der Schnee gefärbt sind und deutlich hervortreten. An ihren tiefsten Stellen tropft oder fliesst das Schmelzwasser ab. Der Schnee wird also im Bereich des Tunnels von unten und oben getaut, und das Gewölbe bricht ein, sobald es zu dünn und nicht mehr tragfähig ist. Wo das Gewölbe eingebrochen ist, kann man den ehemaligen Schneetunnel noch lange an den Kanten der Röhre erkennen. Schneetunnel halten sich besonders lang dort, wo sich viel Schnee ansammelt. Das ist oft in einer Schlucht, unter einer Felswand, über die die Schneelawinen herabstürzen und an deren Fuss sich der Schnee sammelt, in einer tiefen Mulde, oder hinter einer Kante, an der der Wind den Schnee zusammentreibt. Wenn sich an einer solchen Stelle so viel Schnee sammelt, dass er das ganze Jahr über nicht abtaut, vereist der untere Teil des Schneefeldes, und die Schneehöhle geht in eine Firnhöhle über. Ein Gletscher würde sich bilden, wenn sich im Lauf der Jahre immer mehr Eis ansammelt, das schliesslich zu fliessen beginnt. Bei den Schneetunneln, die durch einen Bach entstehen, fliesst dieser immer auf dem Gestein des Untergrundes. Im Gegensatz zu Kalkhöhlen kann das auch Granit oder Gneis sein. Die Lage der Schneetunnel ist durch das zugrundeliegende Gewässernetz gegeben, und daher bilden sie sich jedes Jahr an der gleichen Stelle. Typischerweise haben sie einen unteren Eingang (Quelle) und meistens einen oberen. Oft folgen an einem Bach mehrere Schneetunnel aufeinander, beispielsweise wenn ein Schneetunnel zwischendrin auftaut. Kleinere Schneehöhlen können auch im groben Geröll zwischen Felsblöcken entstehen. Hier entstehen sie durch den Luftzug, der um die Felsblöcke streicht und den Schnee tauen lässt. Auch eine kleine Wechte kann zur Höhlenbildung beitragen. Da sich die Luft im Schneetunnel abkühlt, wenn sie am Schnee entlangstreicht, geht der Luftzug von oben nach unten. Am unteren Eingang kann man oft Nebelbildung beobachten.